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Heinz- Florian Oertel


Besuch beim Namensvetter

Am 17. Dezember 1960 war die Sportreporter-Legende Heinz- Florian Oertel mit der Sendereihe "Alles, was Berlin heißt" in Berlinchen zu Gast.
Im Jahr 2006 gab es mit dem redegewandten Sportreporter in der Gaststätte "Unter den Linden" ein wiedersehen.


BERLINCHEN Vor 45Jahren sah alles überall noch ganz anders aus. In Berlinchen wohnten damals 368 Menschen. 30 Kinder gingen zur Schule, einen Kindergarten und zwei Gaststätten gab es auch. In jedem der 72 Häuser befand sich ein Radio. Im gesamten Dorf gab es immerhin schon 13 Fernsehgeräte, und ein paar Berlinchener waren sogar stolze Besitzer eines Automobils.


„Es gab damals drei Autos im Dorf. Das dritte hatte nämlich Paul Bergmann. Er fuhr einen P 70“, erinnerte sich Helmut Krieglstein jüngst in der Berlinchener Gaststätte. Dort war Heinz Florian Oertel zu Gast. Der bekannte Radiomoderator und Buchautor wurde 1927 in Cottbus geboren. Noch während seiner Zeit als Lehrer war er in Cottbus Stadionsprecher. Da erwies es sich als nützlich, dass in seiner Heimatstadt ein Radiosender eröffnete und ein Moderator für den Sport gebraucht wurde. Seit April 1949 waren dann regelmäßig Beiträge von Heinz Florian Oertel im Radio zu hören. Auch für Unterhaltungssendungen mit Musikwünschen interessierte er sich. „Alles, was Berlin heißt“ war eine davon. „Ich hatte herausgefunden, dass es auch einen Ort Berlinchen gibt. Daher entstand eine zusätzliche Sendung“, sagte Heinz Florian Oertel. Das war am 17. Dezember 1960.

Die damalige Technik war recht primitiv. Eine Telefonleitung wurde vom Wittstocker Postamt nach Berlinchen verlegt. Denn es sollte eine Live-Sendung sein. In Berlinchen selbst dürften die Bewohner mehr als nur aufgeregt gewesen sein. „Dass es über uns eine Radiosendung geben wird, wurde erst kurz vorher beschlossen, und da waren ja noch viele Vorbereitungen zu treffen und jeder war aufgeregt. So mussten auch Leute dafür ausgewählt werden, die dann am Mikrofon etwas sagen, Musikwünsche sollten feststehen und vieles mehr“, sagte Helmut Krieglstein. Er war zu der Zeit 27Jahre alt und Bürgermeister im Dorf.

Einen Original-Mitschnitt dieser Radiosendung konnte das Publikum noch einmal hören. Auch Fotografien von Berlinchenern wie sie vor dem Mikrofon standen oder ihre Arbeiten auf der LPG verrichteten wurden gezeigt.

Diese interessante „Rückführung“ mit Heinz Florian Oertel in das Jahr 1960 war Klaus Falk zu verdanken. Er hatte den besonderen Höhepunkt organisiert. „Heinz Florian Oertel und ich sind uns schon öfter begegnet, unter anderem in Bad Wilsnack. Und irgendwann hatte ich ihn gefragt, aus Anlass der damaligen Radiosendung, Berlinchen nach 45Jahren wieder zu besuchen. Und er sagte Ja“, so Klaus Falk. Aber Moderator und Buchautor Oertel ist mit knapp 80 Jahren immer noch ein sehr beschäftigter Mann. So war es für beide Seiten schwer, einen geeigneten Termin zu vereinbaren. „Ich ließ nicht locker, hab bestimmt 15-mal telefoniert bis es endlich klappte“, erzählt Klaus Falk.

Moderiert wurde der Abend von Günter Lutz. Er holte jene Berlinchener noch einmal ans Mikrofon, die bei der Radiosendung dabei waren. So zum Beispiel Gerhard Bookmann und Martin Gädke. Sein Vater Otto war Genossenschaftsbauer und der Jubilar der Sendung. Otto Gädke feierte 1960 seinen 65. Geburtstag.

Genau wie damals, redet Heinz Florian Oertel heute noch gern. Deshalb fiel es dem Publikum nicht schwer, seine Fragen über Sport, Drogenskandale und Politik beantwortet zu bekommen. Oertel räumte ein, dass er niemandem nach dem Munde rede. Er wolle ehrlich sein und das sagen, was auch wirklich den Tatsachen entspricht. „Sport verbindet die Menschen. Das hat er immer getan. Sport ist Frieden, und Frieden beginnt im ganz Kleinen – nämlich bei jedem zu Hause in der Familie“. Das sehen die Berlinchener (Ostprignitz-Ruppin) genauso und applaudierten heftig. Im heutigen Sport gehe es nur um Geld, und zwar um riesige Summen. So auch bei Suchtmitteln. „Dazu zählen auch Zigaretten. Daran verdient der Staat Milliarden“, sagte er dem Publikum.

Für Heinz Florian Oertel war der Besuch in Berlinchen ebenfalls etwas Besonderes. „Ich freue mich, die Leute von damals wieder zu sehen“, sagte er. Und dass die Menschen wieder in einer Gemeinschaft zusammenkommen, hält Oertel heutzutage für sehr wichtig, denn es zeige die Zusammengehörigkeit.“ Die Gesellschaft von heute ist viel zu oberflächlich.“