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Über Bauern und Handwerker

Aus der Berlinchener Chronik von Ingrid Meckelburg

In Berlinchen lebten die Menschen hauptsächlich von der Landwirtschaft. Jeder Hof hatte etwas Viehzeug im Stall, machte Heu und Rüben und hielt sich Hühner, Enten oder Gänse, auch wenn sie andere Berufe ausübten, auf dem Land war man auch Selbstversorger. Es gab die unterschiedlichsten Berufe und nebenbei hatte man eben eine kleine oder etwas größere Landwirtschaft. Da gab es zum Beispiel die drei Kolonialwarenläden.


Ein Laden war beim Gastwirt Huber. Marie und Karl Huber waren die Besitzer. Neben der Gastwirtschaft gab es also den Kolonialwarenladen, eine kleine Tankstelle und die Post. Leider hatte die Familie sich 1945 aus Angst vor der russischen Besatzung das Leben genommen. Es war ein furchtbares Ende für die gesamte Familie mit ihren Kindern und Verwandten. Alle haben sich erhängt, 9 Personen sind so ganz furchtbar zu Tode gekommen. Der Bäckermeister Endler versorgte unser und die umliegenden Dörfer mit Brot und Kuchen. Ach R.....? gab es einen Laden für die unentbehrlichen Dinge des Lebens. Er befand sich im Wohnhaus der Familie und ist leider beim Beschuss am 2. Mai 1945 abgebrannt. Der dritte Laden befand sich bei Peuse. Sie hatten neben dem Geschäft auch noch eine kleine Gärtnerei. Der Laden bei Familie Peuse war auch noch nach dem Krieg in Betrieb.

Die Familie Schuldt hatte im Dorf eine Fleischerei. Willi und Else Schuldt haben auf ihrem Hof ein Schlachthaus und einen Verkaufsladen geführt. Die Tiere zum Schlachten wurden in der Stadt und in den umliegenden Dörfern aufgekauft, nach Berlinchen transportiert und vor Ort geschlachtet. Das Fleisch wurde stets frisch verkauft, es gab damals keine Gefriertruhen und Kühlschränke. Die Wurst wurde selber hergestellt und geräuchert. Fleischermeister Schuldt fuhr auch selbst mit seinem Auto über Land und verkaufte die Waren.
Am 10. Februar war sein Geburtstag und die Mädchen vom Dorf haben ihm dann ein Ständchen gebracht, dafür gab es dann eine Tüte Würstchen. Damals war das eine tolle Sache. Das Ehepaar Schuldt hatte zwei Kinder. Der Sohn Heinz ist im Krieg gefallen und die Tochter Gisela heiratete und zog nach Garz. Sie hatte bis ins hohe Alter immer noch freundschaftliche Beziehungen mit vielen Berlinchener Einwohnern. Es gab auch einen Frisörsalon im Ort. Ernst Grasmann und seine Frau Martha schnitten Haare und frisierten die Damen von nah und fern. Auch ihre beiden Töchter, Erika und Käte, erlernten das Frisörhandwerk und arbeiteten im Laden mit. Nebenbei war im Frisörladen auch die Zweigstelle der Wittstocker Sparkasse. Die Familie Grasmann ging dann später in den Westen. Im Dorf arbeiteten auch noch Herr Koch und Herr Roggentie als Schneider.

Für die kaputten Schuhe war Otto Ramin zuständig. Er wohnte mit seiner Frau und seinem Sohn Erich im Dorf und war der Schuster.
Bei Paul und Lotte Zimmermann gab es immer frische Blumen. Sie zogen Jungpflanzen heran für die Grabbepflanzungen und haben Kränze für die Beerdigungen gebunden. Später arbeitete Paul Zimmermann in der LPG, dort war er für den Gemüseanbau zuständig und legte Windschutzstreifen an. Auch Fisch konnte man frisch vom Fischer Frede kaufen. Herrmann und Friedchen Frede betrieben die Fischerei. Und war der See im Winter zugefroren wurde gerohrt. Das Schilf wurde verkauft. Fredes zogen nach Fahrland und der Bruder Wilhelm Frede übernahm mit seiner Frau die Fischerei.
Wilhelm Grahlmann hat sich in Berlinchen als Stellmacher ein paar Mark hinzuverdient. Er fertigte landwirtschaftliche Geräte aus Holz an. Adolf Giebel war Steinsetzer. Der Treppenaufgang zur Kirche wurde von ihm mit Kopfsteinpflaster gefertigt.
Erst vor ein paar Jahren wurde der Aufgang durch glatte Pflastersteine ersetzt. Also war es eine gute Arbeit die viele Jahrzehnte hielt.

Für die Bildung war der Lehrer Ehrenreich verantwortlich. Er brachte den Kindern im Ort nicht nur das ABC und das Einmaleins bei.

Es gab noch einen zweiten Gasthof im Dorf. Diese Gaststätte ist uns bis heute als solche erhalten geblieben. Früher gehörte er der Familie Schönert. Bis heute gab es so manchen Gastwirt der sein Brot in Berlinchen verdiente. Doch die Zeit für dieses Gewerbe wird irgendwie nicht besser und daher können wir heute nur noch hoffen das dieser Ort der Begegnung nicht auch noch aus dem Dorf verschwindet.

Einer der größten Arbeitgeber im Dorf war die Schmiede von Albert Köppe. Mit seiner Frau Therese hatte er zwei Söhne, Otto und Franz. Beide erlernten vom Vater das Schmiedehandwerk, wobei sich Franz in späteren Jahren mit der Kunstschmiederei vertraut machte. Franz und Otto verlebten ihre Jugendzeit in Berlinchen heirateten und zogen dann aber in den Westen nach Köln. Nach dem Tode seiner Frau heiratete Albert Köppe seine zweite Frau Martha, sie war eine geborene Trettin, mit ihr hatte er noch eine Tochter, Elli. In der Schmiede fertigte der Meister zusammen mit seinen Gesellen, in Spitzenzeiten waren es bis zu acht Angestellte, Hack und Häufelgeräte, Pflüge, Eggen und andere Landwirtschaftliche Geräte an. Für ihre Herstellung besaß er ein Patent. Die Bauern kamen mit ihren Pferden zum Hufbeschlag und waren so die eigentlichen Stammkunden. Auch schmiedeeiserne Zäune kamen aus seiner Werkstatt. Diese wurden vor allen in den Wintermonaten gefertigt, denn da ruhte die Landwirtschaft.

Albert, Martin mit Sohn Herbert und Albert Köppe

Foto: Heike Osterroth

Die Schmiede war auch ein Ausbildungsbetrieb. Walter Lüdemann aus Dranse und Emil Kraus aus Groß – Haßlow waren zwei der letzten Lehrlinge. Von Meister Köppe erhielten sie ihre Gesellenbriefe und können noch heute viel über die Schmiede erzählen. Bei landwirtschaftlichen Ausstellungen waren die Gerätschaften stets zu bewundern. Die Arbeiten aus der Berlinchener Schmiede waren sehr begehrt und von Hoher Qualität.
Heute gibt es keine Dorfschmiede mehr, nur das Wohnhaus von Köppes steht noch und die Tochter Elli kommt für ein paar Wochen nach Berlinchen und erzählt uns gerne über die gute alte Zeit.