Erinnerungen (Johann Berlin)
BERLINCHEN
Seine Vergangenheit und seine Umgebung
von Johann Berlin
Prignitzer Volksbücher (Hefte zur Heimatkunde der Prignitz Heft: 17)
„Sumpf und Sand sind des Märkers Heimatland“, so hat mancher im deutschen Vaterland unserer Heimat unserer Mark gespottet, der ihre schattigen Laubwälder, ihre lieblichen Seen, ihre von wogendem Korn bedeckten Felder nicht kannte. Aber auch wo Sümpfe und weite Sandstriche sich dehnen, nur hier unterbrochen von Kiefernheiden, hat der Märker, der Prignitzer seine Heimat lieb, und diese Liebe vertieft sich, je mehr er von der alten Zeit weiß, jener uralten, vorgeschichtlichen Vergangenheit, wo gewaltige Naturmächte die Erdoberfläche unserer Prignitz gestalteten, wie der späteren Zeit, wo Menschen zuerst dem Boden in harter Arbeit seine Erträge abrangen, wo dann in schweren, unruhigen Zeitläufen kriegerische Horden das Land verwüsteten. Der Väter saurer Schweiss hat uns diesen Boden zur Heimat gemacht, drum wollen wir sie ehren und lieben.
Liebe zur heimatlichen Scholle ist es, die die folgenden Zeilen schreibt, um den Leser in eine Gegend der Prignitz zu führen, auf die der Vers von „Sumpf und Sand“ zutrifft, nach Berlinchen und in seine nähere und weitere Umgebung.
Der Landstrich östlich der Dosse ist der sandigste und unfruchtbarste Teil der Prignitz. Aber die Seen, die Wiesentäler und Moore, die hier die Ackerfläche unterbrechen, die Nähe der herrlichen Wittstocker Heide geben der Umgebung von Berlinchen einen eigenen Reiz.
Im 9. Heft der „Prignitzer Voksbücher“: „Der Mönchshof zu Dranse und die weitere Geschichte seiner“, wird erzählt, dass im Jahre 1233 ein mecklenburgischer Fürst dem Kloster Amelungborn 60 Hufen am Dranser See zum Eigentum übergab. Etwa 40 Jahre später, im Jahre 1274 verkauften die Herren von Werle, ein Zweig des mecklenburgischen Fürstengeschlechts, das Dorf Lütten Berlin an das Kloster. Dieses Lütten Berlin oder Klein Berlin hiess später Berlinchen, lag aber nicht an der Stelle, wo das heutige Berlinchen liegt, südlich und westlich des Berlinchener Sees, sondern nordwestlich davon auf der Höhe zwischen dem See und der Wittstocker Heide.
Der Mönchgraben oder Kanal, der in einer Länge von 2 Meilen vom Langhagensee an der mecklenburgischen Grenze zurDosse führt, die er bei Alt-Daber erreicht, schneidet die Berlinchener Feldmark. Unterhalb des Berlinchener Sees geht er durch den trocken gelegten Großen See. Im Norden der Feldmark lehen sich an die große Wittstocker Heide die Berlinchener Tannen.
(Der Prignitzer nennt die Kiefer stets Tanne)
Man fragt sich wohl: War es hier immer so, oder sah es einst anders aus? Die Antwort darauf muß lauten: hier sah es einst ganz anders aus! Unsere Sandberge, Moorböden und Wiesen liefern uns hierfür ein vortreffliches Beispiel. Aber wie sah es denn aus? Das läßt sich so leicht nicht sagenund beweisen: denn gesehen haben wir es nicht und viele Generationen vor uns auch nicht...
Quelle:
Herausgeber: Pastor J. Kopp - Kuhsdorf
Druck und Verlag:
Dr. A. Tienken - Pritzwalk