Die Bäckerei Endler
Aus der Berlinchener Chronik von Ingrid Meckelburg
1928 wurde die Bäckerei in Berlinchen verkauft, sie gehörte der Familie Wermich. Martin Endler, Bäckermeister und seine Frau Irma zogen nach Berlinchen und kauften die Hofstelle mit dazugehörender Bäckerei und Kolonialwarenladen. Da gab es alles für den täglichen Bedarf. Bäckermeister Endler fuhr mit Pferd und Wagen über die Dörfer und verkaufte seine Backwaren, Brot, Brötchen, Kuchen und Torten. Seine Frau und seine Tochter, Waltraut waren ihm dabei eine große Hilfe. Oft fuhren die Frauen auch alleine. Sie belieferten die Dörfer Dranse, Sewekow, Buchholz, Buschof, Groß Haßlow, Randow, Rote Mühle und Langenhorst. So waren die Einwohner immer gut versorgt.
1930 wurde die erste Tochter, Waltraud geboren. 1937 kam Marianne zur Welt. Sie wurde leider nur 3 Jahre alt, denn sie erlag 1940 der Diphtherie. Zwei Jahre danach erblickte Marlies das Licht der Welt und 1944 der lang ersehnte Sohn, Detlef. Leider war er unheilbar krank und wurde nur 3 Tage alt. Das waren schwere Schicksalsschläge für die Familie.
Am 2. Mai 1945, diesen für Berlinchen so tragischen Tag, fiel beim Beschuss das Wohnhaus und ein Teil der Bäckerei den Flammen zum Opfer. Das Wohnhaus brannte bis auf die Grundmauern nieder. Die Familie zog mit ihren zwei Töchtern in den Wald, so wie viele andere auch. Im Jagen 32 in der ehemaligen Försterei, dem „Teeofen“, fanden sie zusammen mit vielen anderen Unterkunft und Schutz. Sie wohnten, wenn man es so sagen kann, in einer Holzbaracke. Zeitweise suchten da bis zu 56 Menschen Zuflucht. Nach 6 Wochen im Wald kehrten sie ins Dorf zurück und fanden bei der Familie Schuldt Unterschlupf. Doch es hielt die Familie nicht lange dort, denn das Wohnhaus sollte doch wieder aufgebaut werden und so zogen sie alle vier wieder zur Hofstelle zurück und lebten bis zur Fertigstellung des Hauses auf dem Heuboden. Dort war ein Zimmer abgeschlagen und so überbrückte man die Zeit so gut es eben ging. Auch die Bäckerei wurde wieder neu hergerichtet und so konnte auch wieder gebacken werden. Nach 1945 wurde oft nur für Selbstversorger gebacken, also Ware gegen Korn.
1949 siedelten die Endlers wieder in ihr Haus und nun wurden alle Hände auch in der Landwirtschaft gebraucht. Sie hatten Pferde, Kühe, Schweine, Hühner und eine Ziege.
1960 kam die Kollektivierung und aus war es mit der eigenen Landwirtschaft. Herr Endler übernahm den Konsum. Dort arbeitete er mit seiner Tochter Waltraud zusammen, auch die Ehefrau half im Laden mit.1965 hörte er aus gesundheitlichen Gründen auf zu arbeiten. Im Jahr 1971 verstarb Martin Endler und 1991 auch seine Frau Irma.
Im Haus der ehemaligen Bäckerei in Berlinchen wohnt heute seine Tochter Marlies zusammen mit ihrem Mann Reinhard Wille und ihrem Enkelsohn Dennis. Auch dieses Haus wurde um- und ausgebaut und modernisiert.